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  • AutorenbildEthius Invest

Insights zu Nachhaltigkeitsberichterstattung Teil III

Aktualisiert: 6. Aug. 2021

Nachhaltigkeit auf Produkt-/ Investmentfonds Ebene ausweisen; Lösungen des Fachverbands für nachhaltige Geldanlagen in Deutschland. Heute im Blick: Das FNG- Nachhaltigkeitsprofil


Während in Teil I und II der Blogserie Insights zu Nachhaltigkeitsberichterstattungen zunächst die ESG-Berichterstattung und die Gemeinwohlbilanz vorgestellt wurden, untersucht der vorliegende Artikel, wie ein Investmentfonds Nachhaltigkeitskriterien auf Produktebene für den Kunden verständlich ausweisen kann. Dabei spielen Transparenzstandards von Organisationen wie dem FNG eine entscheidende Rolle für die Qualitätssicherung nachhaltiger Geldanlagen.


Das FNG – mehr Transparenz auf dem nachhaltigen Anlagemarkt

Der Fachverband FNG feiert 2021 sein 20. Jubiläum und konnte seit seiner Gründung erheblich zur Förderung des nachhaltigen Investmentmarktes in der DACH-Region beitragen. Während der Fachverband in seinen Anfängen viel Pionierarbeit leisten musste, da Regulierungen zur Förderung von nachhaltigen Investments kaum auf der Agenda von Gesetzgebern standen, hat er seither eine Vielfalt von Transparenztools entwickelt, die nachhaltige Investments fördern. Seit 2011 präsentiert das FNG Nachhaltigkeitsprofile von Investmentfonds, die Auskunft über ihre nachhaltigen Entwicklungen geben; auch Ethius Global Impact von Ethius Invest ist dort abgebildet. Auch wenn die Nachhaltigkeitsprofile auf Selbstauskunft der Anbieter beruhen, sind sie eine wichtige Orientierungshilfe zu nachhaltigen Anlagestrategien und bieten relevante Eckdaten von nachhaltigen Investmentfonds. Weiter verleiht das FNG in Zusammenarbeit

mit Eurosif das Transparenzlogo, das seit 2008 für mehr Transparenz im nachhaltigen Anlagemarkt sorgt. Es vereinfacht die Suche nach ausführlichen Informationen über die nachhaltige Anlagestrategie eines Investmentprodukts. Diese Auszeichnung, welche an die Unterzeichner des Europäischen Transparenz Kodex verliehen wird, wurde dieses Jahr auch an den Ethius Global Impact Fonds vergeben.

Nicht zuletzt ist eine der größten Errungenschaften des Fachverbands im Jahr 2015 die Herausgabe des FNG-Siegels für nachhaltige Investmentfonds, das jährlich vergeben wird und sich seither dank stetig wachsender Zahlen zum Qualitätsstandard im deutschsprachigen Raum entwickelt hat. Dieses Siegel, das auf ganzheitlicher Methodik basiert, Bedingungen in den Bereichen Arbeits- und Menschenrechte, Umweltschutz und Korruptionsbekämpfung stellt und Transparenzkriterien berücksichtigt, ist ein Garant für Glaubwürdigkeit bei nachhaltigen Geldanlagen. So sind Investitionen in Atomkraft, Kohlebergbau, bedeutsame Kohleverstromung, Fracking, Ölsande sowie Waffen und Rüstung von vornherein ausgeschlossen. Alle Unternehmen des jeweiligen Fonds werden außerdem spezifisch auf Nachhaltigkeits-Kriterien hin analysiert und das Produkt muss eine explizite Nachhaltigkeits-Strategie vorweisen. Für die Siegel-Verleihung im November 2021 haben sich 281 Fonds beworben, darunter auch der Ethius Global Impact.


FNG und SSF im Vergleich - Eigenheiten des Schweizer Weges


Swiss Sustainable Finance (SSF) kann als das schweizerische Pendent zum FNG betrachtet werden. Der 2014 gegründete Verband hat die Mission, die Schweiz im globalen Markt für nachhaltige Finanzen zu stärken, indem es informiert, aufklärt und den Wachstum von nachhaltigen Geldanlagen vorantreibt. Auch unter seinen Mitgliedern sind eine Vielfalt von Netzwerkpartnern vertreten, wie Finanzdienstleister, Investoren, Universitäten und NGOs. Das SSF fördert den Schweizer nachhaltigen Investmentmarkt ebenfalls mit Rahmenwerken und Tools sowie mit Bildungsangeboten im Bereich nachhaltige Finanzen.

Auch das SSF erkennt die Bedeutung unabhängiger Nachhaltigkeitslabels an und verweist unter anderem auf das FNG-Siegel. In seiner 2020 erschienenen Marktstudie zu nachhaltigen Anlagen stellt es erfreulicherweise fest, dass unabhängige Zertifizierungen an Bedeutung in der Schweiz gewinnen.[1] Waren 2019 nur 6% der gemeldeten nachhaltigen Fonds mit unabhängig zertifizierten Labels wie dem FNG-Siegel, dem GRESB, oder dem Label ISR ausgezeichnet, so stieg dieser Anteil 2020 auf 32% des nachhaltigen Anlagevolumens. Obwohl das FNG-Siegel für den gesamten DACH-Raum gegründet wurde, haben sich bisher kaum große Schweizer Plattform-Banken für das Label beworben.[2] Dies wirft die Frage auf, ob eine breite Anerkennung eines Siegels unter Schweizer Investoren und Finanzintermediären nur dann gelingen kann, wenn eine Schweizer Lösung in Verbindung mit einer Schweizer Auditierungsstelle initiiert wird.

Ein grundlegender Unterschied zwischen dem FNG und dem SSF ist die Erhebungsmethode in Bezug auf nachhaltige Geldanlagen. Während das FNG bei seiner Erhebung systematisch zwischen nachhaltigen Geldanlagen und verantwortlichen Investments unterscheidet, nimmt das SSF diese Unterscheidung nicht vor. Somit ist gemäss FNG davon auszugehen, dass ein Teil der in der Schweiz als nachhaltig eingestuften Fonds und Mandate nach FNG Standards nicht als nachhaltig zählen würden.[3] Wie in der untenstehenden Grafik ersichtlich, werden beispielsweise bei nur 39% der in der Schweiz als nachhaltig eingestuften Geldanlagen systematisch Kohleinvestments ausgeschlossen, während es in Deutschland 89% und in Österreich 97% sind.[4] Dass soziale Missstände aktuell insbesondere in der Schweiz noch zu wenig Aufmerksamkeit erhalten, zeigt sich daran, dass lediglich bei 24% aller als nachhaltig geltenden Investitionen Menschenrechtsverletzungen als Ausschlusskriterium gelten, während dieser Anteil in Deutschland und Österreich auf über 90%, respektive 78% beziffert wird. Somit stellt sich die Frage, ob das SSF mit seinen aktuellen Lösungen effektiv genug ist, um Schweizer Investitionen wirkungsvoll in sozio-ökologische Bahnen zu leiten.

Top Ten Ausschlusskriterien Vergleich CH, DE, AT FNG

Es gilt dennoch hervorzuheben, dass gemäss SSF-Bericht von Juni 2021 Anleger*innen in der Schweiz zunehmend Gewicht auf Wirkung legen, indem sie mit Beteiligungsfirmen, die gegen Normen verstoßen, in den Dialog treten. Diese Strategie würde eher zu einer Veränderung des Verhaltens beitragen als ein reines Abstossen solcher Anlagen durch ein Ausschlussverfahren, das oftmals als weniger wirksame Methode eingestuft wird.


Die Entwicklung des FNG in Anbetracht der MiFID-II-Änderungen


Neben der Qualitätssicherung nachhaltiger Geldanlagen und der Transparenz für Kund*innen stellen die FNG-Standards durch die Anwendung einheitlicher Prüfkriterien eine Vergleichbarkeit innerhalb der Produktgruppe von Investmentfonds sicher. Auch die Prüfung und die Validierung durch einen unabhängigen Auditor erhöht die Glaubwürdigkeit des Siegels und verringert den Zeit- und Kostenaufwand für Anleger und Fondsanbieter. Insbesondere die Änderungen der Finanzmarktrichtlinie MiFID II, die ab 2022 eine verbindliche Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenz bei Kund*innen ab 2022 vorsieht, tragen zu diesem Ziel bei. Ab diesem Zeitpunkt werden unter anderem

Erklärbox Mifid II

Anlageberater*innen ihre Kund*innen im Beratungsgespräch nicht nur wie bisher fragen müssen, ob sie in ihrer Geldanlage Nachhaltigkeitspräferenzen berücksichtigen wollen, sondern sie werden explizit fragen müssen, welche Mindestanteile an nachhaltigen Investitionen sich die Kund*innen für eine Geldanlage vorstellen [5]. Dies soll Kund*innen befähigen, nachhaltige Finanzprodukte qualifizierter miteinander vergleichen zu können. Diese Änderung des MiFID II wird aller Voraussicht nach das FNG dazu anregen, seinen Leitfaden zur Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenzen für Finanzberater*innen entsprechend anzupassen. Dieses Angebot, das als weiterer Meilenstein des FNG gilt, hilft Berater*innen, die Nachhaltigkeitsziele der Kund*innen einzuordnen. Auch wenn diese erfreulichen neuen Richtlinien nur auf EU-Ebene gelten und der Schweizer Markt davon nicht direkt tangiert wird, wäre es wünschenswert, wenn das SSF ebenfalls Tools entwickelt, die in diese Richtung steuern würden.

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