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  • AutorenbildEthius Invest

Möbelindustrie: Ökologische Kriterien in der Analyse

Aktualisiert: 14. Jan.

In diesem Blogartikel werden wichtige ökologische Nachhaltigkeitsindikatoren spezifisch für eine Analyse von Unternehmen in der produzierenden Möbelbranche vorgestellt.


Nachhaltigkeit entlang der Wertschöpfungskette


Laut einer veröffentlichten Studie (2017) von Adelphi und Systain entstehen die

meisten Nachhaltigkeitsbelastungen von produzierenden Unternehmen in ihren

Lieferketten. [1] Mit diesem Wissen sind Unternehmen somit heute zunehmend nicht nur für die Auswirkungen ihrer eigenen Tätigkeit verantwortlich, sondern auch für die Auswirkungen in vor- und nachgelagerten Stufen entlang der gesamten Wertschöpfungskette.


Die folgende Abbildung zeigt die wichtigsten Aktivitäten entlang der Wertschöpfungskette eines produzierenden Möbelunternehmens, die in einer systematischen Nachhaltigkeitsanalyse abgefragt und geprüft werden. Dafür wird die Wertschöpfungskette in drei Phasen unterteilt: die vorgelagerten Aktivitäten, die Berichterstattung über das Unternehmen sowie die nachgelagerten Aktivitäten.




Abbildung 1: Wertschöpfungskette von Möbelhersteller; Quelle: Ethius Invest


  • Vorleistungen: Die erste vorgelagerte Aktivität beinhaltet beispielsweise das nachhaltige Design. In dieser Phase holt sich das Unternehmen Einschätzungen aus verschiedenen Fachbereichen wie der Maschinerie-, Textil- und Plastikindustrie, um deren Know-How für Produktinnovationen zu berücksichtigen als auch Limitationen eines Produktentwurfes für den späteren erfolgreichen Produktionsprozess abschätzen zu können. Es wird hierbei sichergestellt, dass neuste Technologien und Materialien zum modularen Einsatz kommen und gleichzeitig dabei möglichst ressourcenschonend vorgegangen wird. Das Design eines Produktes muss hier bereits so angelegt werden, um später überhaupt eine Recyclingfähigkeit vorweisen zu können.

  • Zulieferung/ Beschaffung: In der Praxis findet in einem nächsten Schritt die «Beschaffung» statt. Das heißt, dass die Holzfabrik in Übersee kontaktiert und eine Bestellung aufgegeben wird. Die Fabrik benachrichtigt das Möbelunternehmen, sobald die Bestellung versandfertig ist. Zertifizierte Rohstoffe stellen im nachhaltigen Einkauf einen zentralen Aspekt dar.

  • Transport: Um die Ware zu erhalten, muss das Möbelunternehmen die Logistik organisieren. Dies geschieht meistens mit einem Container auf einem Schiff. Bevor die Rohstoffe beim Unternehmen ankommen, durchlaufen sie jedoch oftmals weitere Zwischenschritte wie Sägewerke oder Vorproduzenten. Für eine reibungslose und nachhaltige «Beschaffung» und «Transport» sind demnach das Ressourcenmanagement und der Aufbau von vertrauenswürdigen Geschäftsbeziehungen zu den Lieferanten bedeutsam.

  • Produktion/ Montage: In diesem Teil der Wertschöpfung führt das Unternehmen die Produktion selbst aus oder es montiert Halb- und Vorfabrikate eigenständig zusammen. In dieser Wertschöpfungsstufe wird untersucht, ob das Unternehmen eine Nachhaltigkeitsstrategie in Bezug auf Umweltverschmutzung und Abfallminimierung innerhalb der eigenen Produktion und die Implementierung von Managementsystemen oder Standards verfasst hat.

  • Distribution: Ab dort beginnen die nachgelagerten Phasen in der Wertschöpfungskette eines Möbelproduktionsunternehmens. Diese umfassen den Transport und die Verpackung der Produkte für die Lieferung zum Einzelhändler oder zum Verbraucher.

  • Einzelhandel/ Gebrauch: Auch wenn das Möbelprodukt nun an den Händler oder den Verbraucher geliefert wurde, ist die Wertschöpfungskette noch nicht zu Ende. In diesem Teil der Kette trägt der Nutzer des Möbelstücks die Verantwortung für einen nachhaltigen Umgang mit diesem. Es zählt dabei die Lebensdauer des Möbelstücks bis zum Verschleiß möglichst auszuschöpfen und bei der Pflege der Produkte ressourcenschonend vorzugehen.

  • Ende der Nutzung/ Ende der Lebensdauer: Diese Phase bietet neue Chancen, die lange Zeit von Unternehmen nicht erkannt wurden. Beim Nutzungsende eines Möbelstücks kann ein Herstellerunternehmen anbieten, alte Möbel zurückzunehmen und ein Produkt wiederzuverwenden, zu recyceln, wiederaufzuarbeiten oder zu entsorgen. In den letzten Jahren lag auf dieser letzten Wertschöpfungsstufe ein besonderer Transformationsdruck. Mit Blick auf endliche Ressourcen werden Lösungen gefordert, die Ressourcenverschwendung eindämmen. Infolgedessen sind innovative Konzepte wie die Kreislaufwirtschaft oder der Cradle-to-Cradle-Ansatz verstärkt von Unternehmen eingesetzt und gefördert worden.


Herausforderungen im Möbelmarkt


Die Möbelbranche steht vor einer Vielzahl wirtschaftlicher, regulatorischer und ökologischer Herausforderungen. Ein Beispiel ist die erhöhte Nachfrage nach Niedrigpreisprodukten, während gleichzeitig die Kosten für Rohstoffe, Arbeit und Energie steigen. Dies wiederum führte dazu, dass in den letzten Jahren der Anteil der Produktion in Schwellenländern und einkommensschwachen Ländern rapide zugenommen hat. Vor allem China, Polen und Vietnam konnten ihre Produktion durch gezielte Investitionen in Anlagen ankurbeln. [2] Durch die plötzlich eintretende Covid-19-Pandemie und die einhergehenden Sicherheitsmaßnahmen kam es jedoch zu Störungen in den Lieferketten und die vorübergehenden Beeinträchtigungen des Welthandels haben die Länder und Organisationen mit hoher Abhängigkeit von Importen für ihre Lieferketten stark betroffen. [3]


Re-Pair, Re-Use, Re-Cycle


Neben diesen erschwerten Bedingungen auf dem Markt steht die Möbelindustrie vor den wachsenden Ansprüchen, einen angemessenen Umgang mit den Nachhaltigkeitsfragen der Zeit zu finden. Verschiedene Anspruchsgruppen fordern in diesem Zusammenhang an einen transparenten Umgang in der Abfallerzeugung und Methoden zur chemischen Bewertung potenziell gefährlicher Materialien. Der Forderungen zu mehr Transparenz entlang der Kette folgen gleichzeitig ständige Reduktionszielsetzungen von Ressourcen.

Trotz aktuell weniger Transparenz und begrenzter Informationen über die End-of-Life Phase von Möbeln deutet vieles darauf hin, dass die meisten Möbel momentan noch für die Müll-Deponie bestimmt sind. Laut Statistiken der Europäischen Föderation der Möbelhersteller werden rund 80% bis 90% der Möbelabfälle in der Europäischen Union in Siedlungsabfällen verbrannt oder auf Deponien gebracht. Dies führt zu der Schlussfolgerung, dass lediglich 10% der Möbel recycelt werden und dass der Möbelsektor die Wiederverwendung von Primärressourcen noch nicht ausreichend in seine Geschäftsmodelle integriert hat. Wenn Möbel den Besitzer wechseln, dann passiert dies fast ausschließlich durch Second-Hand-Läden oder soziale Unternehmen und Wohltätigkeitsorganisationen. Bestimmte Möbelstücke werden auch über kostenlose und digitale Tauschplattformen ausgetauscht. Die Anzahl der auf diese Weise gehandelten Waren ist jedoch schwer zu quantifizieren. [4] Auch ein Reparations-Service zur Verlängerung der Produktlebensdauer wird noch nicht flächendeckend von produzierenden Möbelunternehmen angeboten.


Abbildung 2: Eco Services by Steelcase; Quelle: Steelcase Impact Report 21 & GRI

In der folgenden Abbildung ist dargestellt, welchen Beitrag unser Fondsunternehmen Steelcase zur Förderung der Kreislaufwirtschaft leistet. Das Unternehmen hat bereits seit März 2013 einen Eco’Service eingeführt. Sie bieten damit einen umfassenden Inventarverwaltungsdienst für Möbel an, welche nicht mehr benötigt werden, um so den Lebenszyklus des Möbelstücks zu verlängern oder die Rohstoffe erneut verwenden zu können. Dieser Service ist jedoch auch bei Steelcase noch kein integrativer „Best Practice Ansatz“ in allen Märkten und erst in wenigen Ländern nutzbar. [5]



Steelcase in der Analyse: Das Stärken-Schwächen-Profil

Abbildung 3 & 4: Transparente Analyse der Fondsunternehmen; Quelle: Ethius Invest





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